Star, Susan Leigh (2010): This is not a Boundary Object. Reflections on the Originof a Concept. In: Science, Technology, & Human Values 35, S. 601-617.
"Many models, in the late 1980s and continuing today, of cooperation often began conceptually, with the idea that first consensus must be reached, and the cooperation could begin. From my own field work among scientists and others cooperating across disciplinary borders, and two historical analyses of heterogeneous groups who did cooperate and did not agree at the local level, it seemed to me that the consensus model was untrue. Consensus was rarely reached, and fragile when it was, but cooperation continued, often unproblematically. How might this be explained?" (Star 2010: 604)
- auch Laudel geht davon aus, dass für eine arbeitsteilige Koop. ein gemeinsames Forschungsziel notwendig ist. Mit "boundary object" wird also nicht Interdisziplinarität untersucht, siehe:
"When necessary, the object is worked on by local groups who maintain its vaguer identity as a common object, while making it more specific, more tailored to local use within a social world, and therefore useful for work that is NOT interdisciplinary.Groups that are cooperating without consensus tack back-and-forth between both forms of the object." (Star 2010: 604f.)
Boundary Objects
Was ist ein Boundary Object?
"Eine Vielzahl von Akteren kann durch den doppelten Bezug auf dasselbe Objekt erfolgreich kooperieren, ohne die Heterogenität aufgeben zu müssen" (44)
Beispiel: Als Beispiel eines Boundary Object kann die kartographische Umrisskarte von Karlifornien angeführt werden. Dieser Umriss ist inhaltlich gänzlich leer und kann von verschiedenen Aktueren verschieden Interpretiert und bearbeitet werden. So zeichnet beispielsweise der Verkehrsplaner nur Bahntrassen ein und der Geologe Gebirge und Gewässer. Obgleich der Heterogenität der Akteure (Geologe und Verkehrsplaner), die je eigene Schwerpunke und Zielstellungen haben, kann ein gemeinsames ergebnis dabei herumkommen: Beispielsweise eine Karte auf der Bahntrassen UND Gebirge eingezeichnet sind.
Was interessiert Martin Meister an Boundary Objects in Bezug zu Interdisziplinarität in Roboter Projekten?
Martin Meister geht in seiner Dissertation hauptsächlich der Frage nach, wie Hochtechnologien (zu denen u.a. Roboter gehören), auf Grundlage eines fragmentierten und zefledderten Zustandes, dennoch so erfolgreich entwickeln können. (vgl. 43)
Also: Wie gelingt die Entwicklung komplexer Technologien trotz sehr heterogener Akteure und Ziele?
Die These ist dabei, dass Boundary Objeckts einer dauerhaften und erfolgreichen Handlungsabstimmung von verschiedenen Akteuren, allein durch den Bezug auf das gleiche Objekt, untersützen. Boundary Objects haben demnach eine "kooperative Wirksamkeit".
Also: Boundary Objects koordinieren die Handlungsabstimmung verschiedener Akteure. (vgl. 101)
Probleme des Konzepts nach Martin Meister
- Es wird kaum klar, was KEINE als Boundary Object gilt. Gerade im letzten Aufsatz von Star (Originalatorin der Boundary Objects; 2010) wird, nach Martin Meister, beschrieben, dass eigentlich alles ein Boundary Object sein kann.
- Eigentümliche Literaturlage: Die umfassende Literatur zu Boundary Objects, orientiert sich nur mit sehr wenigen Ausnahmen, an dem Originalkontextes des Konzepts, nämlich des symbolischen Interaktionismus.
Empfehlung von Martin Meister
Das Konzept der Boundary Objects ist zu komplex und gleichzeitig zu unvollständig um mit diesem zu arbeiten.
Die Fragestellung nach der Inhärenz der heterogenität sei für ihn zu einfach zu unterkomplex und großtmöglich schon damit zu beantworten, dass das Feld "soziale Robotik" schon das adjektiv "sozial" beinhaltet. Das waren seine Vorschläge.
Wir sollten uns die Fragen stellen: Was strukturiert die Zusammenarbeit im Fab? Wie funktioniert die Handlungsabstimmung im Fab Lab? Wie wird das Projekt koordiniert? Über welche Instanzen (z.B. Personen und technische Geräte) findet die Handlungsabstimmung statt? Welche Instanzen strukturieren die kooperierende Interdisziplinarität?
Mit einem einfachen Begriff von Vermitlung arbeiten.
Konzepte von Laudel zur Handlungsabstimmung/vermitlung sind hilfreich.
Die Unterscheidung verschiedener Formen der Handlungsabstimmung von Schimank sollte hilfreich sein.
Der Unterschied zwischen Standardisierungen (z.B. Verträge die mit Pflichten verbunden sind) und loose Kooperation kann interessant sein.
Anwendung für unseren Fall
Alternative Vorschläge von MM, Kommentar zu unserer Fragestellung
Trading Zones:
Zu Trading Zones: Trading Zone = metaphorischer Ansatz.
Deswegen verwendet Meister diesen Ansatz nicht als zentrale konzeptionelle Referenz
& dazu kaum weitere Literatur: die die sich damit beschäftigt haben, haben nicht die Kontaktsprache untersucht.
Meister: Konzept der Trading Zones und das Konzept der Boundary Objects sind sich sehr ähnlich