Einleitung
Wissenschaftlicher Hintergrund: Was ist Coaching?
Auch wenn der dem Coaching zugrundeliegende englische Begriff "Coach" mit "Kutsche" zu übersetzen ist (Webers, Systemisches Coaching, S. 1), beinhaltet dieser metaphorisch verwendete Terminus im heutigen Sprachgebrauch weitaus mehr Dimensionen als die wörtliche Übersetzung zunächst vermuten lässt. „Coaching ist eine intensive und systematische
Förderung ergebnisorientierter Problem- und Selbstreflexion sowie
Beratung von Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung“, wie Greif
2008, S. 59 (Hervorhebung im Original -> s. Webers, S. 1) unabhängig von dem konkreten Anwendungsbereich definiert. Damit sind bereits einige wichtige Aspekte der Coaching-Tätigkeit angeführt: Es handelt sich um eine spezielle Beratungsform, bei der der Beratende (Coach) davon ausgeht, dass der zu Beratende (Coachee) alle Ressourcen schon in sich trägt, um seine Probleme zu lösen (vgl. Bedürftig, S. 7). Da der komplette Prozess auf diese Lösungen hin ausgerichtet ist, werden von Coach und Coachee stets partnerschaftlich rasch umsetzbare, effektive Strategien erarbeitet statt sich auf Gründe- und Ursachenforschung zu konzentrieren (vgl. Bedürftig). Das sportpsychologische Coaching insbesondere dient laut dem
asp-Ausbildungszentrum Center of Mental Excellence speziell dazu, "die psychische und physische Gesundheit, sowie die Lebensqualität der SportlerInnen zu stärken und die
Wettkampfstabilität in Hochleistungssituationen zu verbessern." (s. PP Folie)
Eigenschaften nach Bedürftig:
Lösungsorientiert
Beratung ohne Ratschlag
Schnell umsetzbar und wirksam
Arbeit für die Zukunft
Handlungsorientiert
Gut, um neue Perspektiven einzunehmen
Idee, Anlass, Zielstellung
In dem Psychologie Seminar sowie der inbegriffenen Übung mit dem Titel "Diagnostik und Steuerung psychischer Fähigkeiten" ging es daher darum, dass die Studenten nach dem Erwerb theoretischer Kenntnisse über sportpsychologisch relevante Themen sowie dem Kennenlernen und praktischen Ausprobieren verschiedener Übungen und Tools selbstständig eine Intervention planten und durchführten.
Erläuterung des Betreuungssettings
Bei unserem Coachee handelte es sich um eine Volleyballerin auf ambitioniertem Amateurniveau, zu der der Kontakt über ihre Trainerin hergestellt wurde. Der Termin für ein Erstgespräch, bei dem gegenseitiges Kennenlernen sowie das Abfragen verschiedener sportpsychologisch relevanter Themengebiete im Vordergrund stand, wurde über die Plattform What`s App vereinbart. Bereits vor dem Treffen, das in lockerer Umgebung im Biergarten der Sporthochschule stattfand, hatten wir uns ausgehend von den Leitlinien für ein sportpsychologisches Erstgespräch nach Liesenfeld (2006) und in Absprache mit der Trainerin einige Bereiche ausgewählt und spezifische Fragen notiert.
Bei dem Erstgespräch lernten wir unseren Coachee als offenen, gut gelaunten und grundsätzlich sehr positiv eingestellten Menschen kennen. Sie berichtete uns von einem guten privaten Umfeld, welches ihrer sportlichen Aktivität keinesfalls im Weg steht. Zu der Sportart Volleyball, so die Athletin, ist sie über das Ballett die Sportart Wasserball gekommen und hat sich letztendlich für Volleyball als den einzigen Sport entschieden, weil ihr nach eigenen Angaben der Mannschaftssport mehr zusagte. So schätzte sie auch das Mannschaftsklima gegenwärtig als für sie wichtig und gleichzeitig sehr positiv ein, da sie viele echte Freunde in der Mannschaft besitzt, und beschrieb die Beziehung zu ihrer Trainerin als ehrlich und direkt.
Neben ihrer sportlichen Entwicklung und der innermannschaftlichen Beziehungen gingen wir auf die Bereiche Aufmerksamkeitsfokus, Selbstgesprächs- und Aktivationsregulation sowie Zielsetzung ein und erfragten Stärken und Schwächen wie auch die nähere sportliche Vergangenheit. Dabei wurde offensichtlich, dass die Volleyballerin nach einer auskurierten Verletzung sowie einem Trainerwechsel Schwierigkeiten hatte konstant ihre Leistung abzurufen und ihre Stärken auszuspielen. Insbesondere nach Beginn in der Startformation stieg nach eigenen Angaben der Druck, welchem sich die Athletin selbst aussetzte, weil sie mit dem Gefühl, sich behaupten zu müssen, häufig den Kopf einschaltete, Nervosität und negative Gedanken zuließ und sich einfache Fehler leistete. Auch wenn die Athletin in solchen Situationen versuchte, mit Hilfe von Selbstgesprächen entspannt zu bleiben, gelang es nicht immer, die Negativspirale in den Griff zu bekommen. Allzu häufig spielte sie im Kopf durch, welche Konsequenzen, wie Auswechslung oder Nichtberücksichtigung für die Startformation im folgenden Spiel, ihre "Fehler" nach sich ziehen könnten. Als grundlegende Zielsetzung der Betreuung einigten wir uns daher gemeinsam darauf, mit der Athletin Strategien zu entwickeln, um diese Nervosität und übermäßige Anspannung zu bewältigen sowie aufkommenden negativen Gedanken, auch nach eigenen Fehlern, Einhalt zu gebieten.
Den Interventionszeitraum stellte die Spanne vom 11.06.2018, an dem das Erstgespräch stattfand, bis zum Zeitpunkt des Evaluationsgesprächs am 20.07.2018 dar. Neben den benannten Gesprächen fanden dort zwei Interventionen mit unserem Coachee sowie insgesamt drei Intervisionstreffen, eines nach dem Erstgespräch sowie nach jeder Intervention statt. -> tabellarischer Zeitplan?!
Kontaktaufnahme
• Anzahl der betreuten Personen
• Persönlicher Hintergrund des Coachees (Kurzbeschreibung)
• Dauer der Betreuung (von wann bis wann)
• Anzahl der Sitzungen (Erstgespräch, Intervention & Intervision)
• Zielsetzung der Betreuung (grundlegende Thematik)
• Rückhalt (wer unterstützt den Coachee)
Chronologische Darstellung der sportpsychologischen Interventionsmaßnahmen
Die im Erstgespräch herausgearbeiteten Ansatzpunkte wurden zunächst in der ersten Intervisionssitzung gemeinsam mit drei weiteren Betreuungsteams sowie einer sportpsychologischen Expertin diskutiert und analysiert. Dabei wurde nach einer ausführlichen Vorstellung der Ergebnisse aus dem Erstgespräch die Selbstgesprächsregulation im Wettkampf, insbesondere nach Fehlern, übereinstimmend als bedeutendster sportpsychologischer Ansatzpunkt herausgestellt. Neben der Gedankenstopp-Technik, die wir uns bereits als Tool für die erste Intervention überlegt hatten, wurden im Plenum noch zwei weitere Vorschläge aufgebracht, welche wir zusätzlich aufgreifen konnten. Zum einen wurde im Plenum erarbeitet, dass eine Stärkung des Selbstvertrauens durch Rückbesinnung auf die Stärken der Spielerin, welche ja zweifelsfrei vorhanden sind, da sie unmittelbar nach ihrer Verletzung wieder für die Startaufstellung nominiert war, im Wettkampf wie auch im Training hilfreich sein könnten. Zum anderen wurde ein Rationalisierungsansatz vorgeschlagen, mit Hilfe dessen unser Coachee realistisch erkennen soll, welche Folgen bestimmte Handlungen auf dem Spielfeld tatsächlich nach sich ziehen können und welche nicht.
Nach der Intervisionssitzung besprachen wir beide die konkrete Umsetzung der Anregungen aus dem Plenum sowie unserer eigenen Ideen und einigten uns darauf, die Gedankenstopp-Strategie mit der Rückbesinnung auf die Stärken zu verbinden. Da der Sinn der Stopp-Technik, wie bei Kogler, 2006, S. 232 beschrieben, nicht nur darin besteht, negative Gedanken durch eine Kombination aus Selbstaufforderung ("stopp!") und Visualisierung (Vorstellung eines Stoppschilds) zu unterbrechen, sondern diese ebenfalls durch andere, positive Gedanken zu ersetzen, eigneten sich nach unserer Ansicht konkrete Stärken der Volleyballerin, um ihre negativen Gedanken, die hauptsächlich mit Fehlern zu tun hatten, abzulösen. Durch das Ersetzen der negativen Gedanken durch passende Stärken intendierten wir die Förderung der Selbstwirksamkeit, des "Wissen[s] um den Einsatz und die Wirkung der eigenen Fähigkeiten" (Kogler, S.115) als Fundament für ein stabiles Selbstvertrauen. Daneben planten wir die Umsetzung einer Rationalisierungsstrategie (vgl. Eberspächer, 2007, S. 25), bei der wir mit unserem Coachee alle möglichen Folgen nach individuellen Fehlern im Wettkampf durchspielen wollten, um ihr klarzumachen, welche Befürchtungen ihrerseits gerechtfertigt und welche vielleicht eher unrealistisch waren.
In der genannten Reihenfolge versuchten wir letztendlich auch die Tools in der Intervention mit unserem Coachee zu erarbeiten. Nachdem wir der Athletin die Gedankenstopp-Technik vorgestellt hatten, sollte sie uns konkret diejenigen Gedanken nennen, welche in der Spielsituation aufkamen. Da sie sich jedoch gerade mit ihrem Team in der Off-Season befand und der letzte Wettkampf längere Zeit her war, fiel es der Volleyballerin schwer, tatsächlich die negativen Gedanken zu formulieren, welche normalerweise häufig in den Drucksituationen aufkamen. Daher beauftragten wir sie, in den kommenden Trainingseinheiten und Testspielen genau darauf zu achten, wie genau diese Gedanken aussahen und diese im Nachhinein festzuhalten. Stattdessen konzentrierten wir uns auf ihren Stärken, von denen sie - unterstützt durch zirkuläres Fragen, wie " Welche Eigenschaften schätzt deine Trainerin an dir besonders?" - zehn auflisten konnte. Da wir es für sinnvoll für das Selbstvertrauen erachteten, dass die Athletin ihre Stärken stets sichtbar bei sich trug, überlegten wir gemeinsam, wo und in welcher Form eine Visualisierung sinnvoll wäre, um die Stärken effektiv zu verankern. Letztendlich einigten wir uns auf ihren Vorschlag, diese in ihren Kalender zu schreiben, welchen sie nach eigenen Angaben stets, insbesondere auch in ihrer Sporttasche, bei sich trug. Im Anschluss versuchten wir gemeinsam mit dem Coachee innerhalb des Rationalisierungsansatzes durchzuspielen, welche Folgen überhaupt bestimmte individuelle Fehler im Spiel nach sich ziehen könnten, um herauszufinden, ob die eigene Wahrnehmung der Volleyballerin mit der unabhängiger Beobachter übereinstimmte und sie die tatsächlichen Konsequenzen ihres Handelns überhaupt realistisch einzuschätzen vermochte oder sich das Worst-Case-Szenario ausmalte. Da es sich nach Angaben der Athletin insbesondere um die Annahme gegnerischer Aufschläge zu Beginn von Punktspielen handelte, bei der ihr oftmals einfache Fehler unterliefen, fragten wir zunächst nach den direkten Konsequenzen dieser Aktionen für das Team. Auch wenn wir gemeinsam festhalten konnten, dass derartige Fehler sich für die Mannschaft weniger fatal darstellten und dadurch die Folgen auf dieser Ebene relativieren konnten, wurde auf individueller Ebene doch rasch die Bedeutung derartiger Aktionen für die Volleyballerin deutlich. Infolge anfänglicher Fehler begann sie, den Kopf einzuschalten, den Vergleich mit anderen Spielerinnen zu ziehen und weitere Fehler zu befürchten. Diese hatten, so die Athletin, früher oder später eine Auswechslung zur Folge, was unter Umständen heißen konnte, dass das Spiel für sie gelaufen war und beim nächsten Wettkampf ein Einsatz in der Startformation unwahrscheinlich wurde. Da die Spielerin die Spirale negativer Folgen von individuellen Fehler in unseren Augen durchaus realistisch und nachvollziehbar einschätzen konnte, beschlossen wir, es an dieser Stelle bei dem Rationalisierungsansatz zu belassen und uns für die zweite Intervention, nach Absprache mit den Kommilitonen und der sportpsychologischen Expertin in der Intervisionssitzung auf den Umgang mit Drucksituationen, dort auftretenden Fehlern und infolge deren aufkommender negativer Gedanken zu konzentrieren.
Vor der zweiten Intervision baten wir unseren Coachee um eine Rückmeldung über die ersten Anwendungsversuche der in Einheit eins behandelten Techniken. Dabei stellte sich wiederum der Zeitpunkt der Off-Season als problematisch heraus, da nach Angaben der Volleyballerin in dem zu diesem Zeitpunkt absolvierten Techniktraining ohne Druckbedingungen die negativen Gedanken überhaupt nicht aufkamen, welche ihr während der Punktspiele stets die Probleme bereitet hatten. Daher war es ihr auch nicht möglich, diese schriftlich festzuhalten und einen möglichst passenden positiven Gegengedanken, welcher die gemeinsam festgehaltenen Stärken beinhalten sollte, zu formulieren.
Diese Schwierigkeit brachten wir in das zweite Intervisionstreffen ein und versuchten, im Plenum Strategien zu entwickeln, um unserem Coachee dennoch weiterhelfen zu können. Dabei kam die Idee auf, als eine Art "Vergangenheitsbewältigung" durchzuführen, bei der wir uns gemeinsam mit der Athletin in frühere Wettkampfsituationen hineinversetzen sollten, um so die störenden, negativen Gedanken in Erinnerung zu rufen. Anstatt Situationen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten wurde im Plenum ebenfalls der Vorschlag diskutiert, mit Hilfe konkreter Ziele auch im Techniktraining der Off-Season gezielt Druckbedingungen zu schaffen, um die Wettkampfsituation in abgeschwächter Form zu simulieren und dabei wiederum bei der Athletin Gedanken ähnlich wie in der Wettkampfsituation hervorzurufen. Daneben hatten wir uns bereits vor der Intervision darauf geeinigt, unserem Coachee in der zweiten Intervention die Visualisierungstechnik "Winning feeling" näherzubringen, weil wir diese als zusätzliche Möglichkeit für die Athletin ansahen, in Drucksituationen selbstbewusst zu agieren.
Da wir beide die zweite Variante bevorzugten, weil wir erstens befürchteten, dass unser Coachee die vergangenen Situationen überhaupt nicht mehr so detailliert zu rekonstruieren vermochte und wir uns zweitens vorstellen konnten, dass eine konkrete Zielsetzung der Volleyballerin grundsätzlich helfen könnte, entschlossen wir uns vor der zweiten Intervention gegen die Vergangenheitsbewältigung und stattdessen zu einer ausführlichen Ausarbeitung konkreter Ziele nach dem SMART-Modell (Engbert 2011, S. 98 -> s. Hänsel, S. 269). Durch das Befolgen der in dem Akronym gefassten fünf Leitlinien der Zielformulierung - spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert - wird, laut Hänsel auf Seite 269, die Zielerreichung deutlich wahrscheinlicher. So begannen wir die zweite Einheit, indem wir der Athletin eine Tabelle nach unten stehendem Schema vorlegten. Zunächst sollte die Volleyballerin die Zeiträume kurz-, mittel- und langfristig für sich definieren, wobei sie die nächsten zwei Trainingswochen, den Abschnitt bis zum Saisonbeginn sowie die Phase bis zum Ende der Hinrunde wählte. Auch wenn sie die Einteilung in Minimal-, Normal- und Optimalziel sofort nachvollziehen konnte, fiel es der Athletin sehr schwer, ihre Zielsetzung für die eigens definierten Zeiträume mittels drei Qualitätsabstufungen einzuordnen und konkret zu formulieren. Auf ihren Vorschlag hin unterteilten wir die Ziele nochmal in die inhaltlichen Kategorien "psychologisch" und "technisch", sodass zumindest diese beiden Ebenen leichter zu trennen waren. Bei der Diskussion über die einzelnen Ziele inklusive Abstufungen blieben dennoch einige Felder frei, über die sie zu Hause nochmal in Ruhe nachdenken wollte (s. u.). Ihre Größte Schwierigkeit stellte dabei ihr eigener Perfektionismus dar, der sie zunächst fast immer ein Optimalziel formulieren ließ, sodass sie erst nach mehrfachem Nachfragen unsererseits ein paar Abstufungen definieren konnte. Neben der Aufgabe, die Tabelle noch so gut wie möglich zu vervollständigen, gaben wir unserem Coachee außerdem mit, innerhalb der nächsten zwei Wochen im Training gezielt auf ihre Gedanken zu achten, in der Hoffnung, dass durch die kurzfristigen Technikziele und die dadurch entstehenden Druckbedingungen ähnliche Gedanken aufkommen, wie in der Wettkampfsituation. Ihre Beobachtungen und Aufzeichnungen sollte sie uns dann in der Abschlussbesprechung inklusive Evaluation mitteilen. Zusätzlich zu der Zielsetzungsstrategie behandelten wir dann noch die Visualisierungsstrategie "Winning feeling" oder "Moment of Excellence", die zum Beispiel bei Bedürftig, S. 95f dargestellt ist. Nachdem die Athletin uns bereits im Erstgespräch von ihrem "Lieblingsspiel", also einem sogenannten "Moment of Excellence" in der Vergangenheit berichtet hatte, eignete sich dieser hervorragend, um ihn als positive Erinnerung zu ankern. Bei dieser Visualisierungstechnik sollte die Sportlerin versuchen, sich so gut wie möglich in den Moment hineinzuversetzen, als alles passte, indem sie sich die Umgebung, den Ablauf, die Gefühle und Wahrnehmungen, sprich alle Facetten dieses Moments möglichst detailliert vor Augen führte. Neben einer optimalen und ritualisierten Wettkampfvorbereitung eignet sich die Strategie insbesondere, um sich im Fall von Misserfolg oder mangelnden Selbstvertrauens auf die eigene Stärke zurückbesinnen zu können. Somit hofften wir, dass unsere Athletin selbst, wenn einmal der Gedankenstopp in einer schwierigen Situation im Wettkampf nicht funktionieren sollte, stets noch diese Strategie als eine Art Rettungsring in ihrer sportpsychologischen Toolbox bei sich trug.
In der letzten Intervisionssitzung teilten wir dem Plenum unsere Beobachtungen aus der zurückliegenden Einheit mit und diskutierten insbesondere über den Perfektionismus der Athletin, der ihr nicht nur bei der realistischen Zielsetzung zumindest teilweise im Wege stand, sondern auch für übermäßigen Druck im Wettkampf verantwortlich war, den sich die Athletin selbst auferlegte. Um herauszufinden, wie es unserem Coachee bei der Vervollständigung und Umsetzung der Zielsetzungsaufgabe ergangen ist, beschlossen wir auf Anraten der Gruppe, nach zwei Wochen nochmal ein Rückmeldung von der Volleyballerin einzuholen. Daneben betonten wir nach Rücksprache in der Intervision ihr gegenüber noch einmal, wie wichtig es ist, die Strategien, Gedankenstopp und Winning feeling auch bereits in der Vorbereitung, in wettkampfnahen Trainingseinheiten oder Testspielen einzusetzen und dadurch einzuüben und zu festigen.
Nachdem wir der Athletin die genannten Infos sowie den Evaluationsbogen via Mail zukommen haben lassen, erhielt sie knapp zwei Wochen Zeit, bevor wir uns ein letztes Mal für Feedback und Evaluation trafen.
Wissenschaftliche Fundierung:
- Gedankenstopp -> Kogler, 2006, S. 232
- Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen? & Stärken (ankern, etc.) -> Kogler, 2006, S. 116
- Rationalisierung? -> Eberspächer S. 25
- zirkuläres Fragen
- Winning feeling/Moment of Excellence -> Bedürftig S. 95f
- Zielsetzung (SMART & kurz-, mittel-, langfristig & minimal, normal, optimal) -> Hänsel, Sportpsychologie, Abb. 16.6
Integration der Intervisionssitzungen
Darstellung der Betreuungserfolge
Da den Gegenstand der Intervention hauptsächlich wettkampfbezogene Maßnahmen darstellten, der Zeitraum jedoch, wie oben bereits angeführt, in der Off-Season lag, konnten insbesondere die Übungen Gedankenstopp und Winning feeling von unserem Coachee nicht in der realistischen Spielsituation ausprobiert werden. Auch wenn dadurch sicherlich die Einschätzung der Effektivität und des Erfolgs unseres Coachings erschwert wurde, konnte die Volleyballerin dennoch Einiges für ihre sportliche Praxis mitnehmen, wie aus dem Abschlussgespräch sowie aus der Evaluation anhand des Fragebogens zur Betreuungsqualität in der angewandten Sportpsychologie, QS-17 (Kleinert, J. & Ohlert, J. (2014)) deutlich wurde.
Wie sie uns bereits im Gespräch mitgeteilt hatte, bewertete die Athletin den Bereich Betreuung Mittel mit 4,0, weil sie nach eigenen Angaben "die Atmosphäre während der Treffen sehr angenehm" einschätze. Dass sie ebenfalls die sportpsychologische Expertise und inhaltliche Vorbereitung der Betreuer hoch achtete, meldete sie uns einerseits direkt zurück und geht andererseits auch aus der Bewertung des Faktors Skills mit dem Mittelwert von 3,8 hervor. Obwohl die Anwendung der Techniken im Wettkampf aufgrund des Zeitpunkts der Off-Season noch nicht möglich war, konnte sie beispielsweise durch die Zielsetzungsübung Neues über ihre Persönlichkeit, nämlich ihren stark ausgeprägten Perfektionismus lernen, und hat, wie sie selbst formulierte, mit der Zielabstufung gleichzeitig ein Instrument an die Hand bekommen, mit dem sie auch im außersportlichen Kontext dieses Persönlichkeitsmerkmal ein Stück weit kontrollieren kann. Die Bewertung des Teilbereichs Leistung/Wohlbefinden mit dem Mittelwert 3,0 ist nach unserer Einschätzung auf die Tatsache zurückzuführen, dass unser Coachee bisher noch nicht die Gelegenheit hatte, die erlernten Techniken im "Ernstfall" einzusetzen. Da die Fragen in diesem Abschnitt auf die Anwendung vor und während des Wettkampfs sowie auf die Auswirkung auf die Leistung abzielen, ist nachvollziehbar, warum die Athletin sich in diesem Bereich noch nicht gänzlich überzeugt von der Wirksamkeit der Strategien gibt. Dies, so die Volleyballerin im Feedbackgespräch, ist auch der Grund, warum sie die Frage, wie sehr sich die sportpsychologische Maßnahme für sie gelohnt hat, lediglich mit 75% beantwortet hat. Dennoch würde sie zu 90% anderen AthletInnen empfehlen an einem derartigen Coaching teilzunehmen, weil der Benefit für die Persönlichkeit unabhängig von der sportlichen Rentabilität auf jeden Fall lohnenswert sei.
evtl. Abbildung Evaluationsbogen
• Erfolge (≠ sportlicher Erfolg)
• Hindernisse / Schwierigkeiten
• Evaluation mit dem QS 17
kritische Betrachtung
Zwar wussten wir zu Beginn des Projekts noch nicht so ganz einzuschätzen, was uns erwartet, weil wir insbesondere unseren Coachee überhaupt nicht kannten, aber fühlten uns durch die vorangegangenen Theorie- und Praxiseinheiten sowie unsere eigene Vorbereitung gut gerüstet. Rückblickend stellte sich vorteilhaft heraus, dass wir bereits vor dem Erstgespräch einige Informationen durch die Trainerin unserer Athletin erhalten hatten und wir dadurch den Gesprächsleitfaden präzise an die Bedürfnisse anpassen konnten. Dadurch erhielten wir gleich zu Beginn zahlreiche wertvolle Informationen, was allerdings auch der von Anfang an sehr offenen Art unseres Coachees zu verdanken war.
Dadurch dass wir sämtliche Schritte während des Coachingprozesses (Interventionen wie Intervisionen) stets unmittelbar im Anschluss nachbereiteten, reichten uns zur Vorbereitung der Einheiten ein Tag zuvor oder sogar der Tag selbst völlig aus. Ähnlich reibungslos lief die Kommunikation und Terminabstimmung mit unserer Athletin teilweise über What`s App, teilweise im Anschluss an die Gespräche und nachdem für alle Beteiligten die Sporthochschule einen adäquaten Treffpunkt darstellte, hielt sich auch der Zeitaufwand für Hin- und Rückweg in Grenzen.
In der Coachingtätigkeit selbst hatten wir ab dem Erstgespräch kaum Schwierigkeiten, weil wir uns von Beginn an die Aufgaben aufteilten. So hatte immer im Wechsel einer eher die Gesprächsführung, während der andere sich mit der Dokumentation beschäftigte und lediglich Nachfragen stellte. Dadurch dass wir sämtliche Interventionsmaßnahmen zunächst immer mit Kommilitonen und einer sportpsychologischen Expertin abgestimmt hatten, würden wir auch diesbezüglich rückblickend keine großen Änderungen vornehmen, wie auch die positive Evaluation unseres Coachees bestätigt. Die einzige Problematik stellte, wie bereits mehrfach angesprochen, der Interventionszeitraum und damit verbunden die Schwierigkeit für die Athletin dar, die gemeinsam erarbeiteten sportpsychologischen Techniken situationsgetreu anzuwenden. Möglicherweise wäre es aufgrund dessen sinnvoll gewesen, die beiden Übungen, Gedankenstopp und Winning feeling innerhalb einer Interventionseinheit der Volleyballerin nicht nur genau vorzustellen und die Anwendung zu erklären, sondern die Athletin in die Situation hineinversetzen zu lassen und die beiden Techniken tatsächlich auszuprobieren. Da dieser Aspekt auch den einzigen Kritikpunkt des Coachees in dem Feedbackgespräch bildete, würden wir die praktische Umsetzung bestimmter Übungen, wie der beiden genannten, in einem zukünftigen Coaching einbauen.
• Persönliche Grenzen (fachlich, zeitlich)
• Selbstreflexion
• Was könnte (zukünftig) noch verbessert werden?