Zur Person des Heiligen Martin von Tours

Martin von Tours wurde 336 in Sabaria, in Ungar geboren als Sohn eines römischen Tribuns aus Pavia. Er wuchs in Ticinium, in Italien, auf.Gegen den Willen seiner heidnischen Eltern, wurde er mit 12 Jahren Katechumene. Mit 15 Jahren wurde er Soldat. Mit 18 Jahren erhielt Martin in Amiens das Sakrament der Taufe. Schon zwei Jahre später, etwa um das Jahr 350 verlies Martin von Tours das Militär wieder, vermutlich kurz nachdem sich Kaiser Julian vom Christentum abgewannt hatte. Er ging zu Bischof Hilarius von Poitiers zum Zweck einer theologischen Ausbildung von diesem Bischof wurde er später auch zum Exorzisten geweiht und im selben Jahr reiste Martin dann als Missionar nach Sabaria und Illyren. Dort wurde er jedoch von Anhängern des Arianismus davongejagt. Danach lebte er für eine kurze Zeit als ein Einsiedler auf der Insel Gallinaria bei Genua.
360 kehrte Martin nach Poitiers zurück, wo er ein Jahr später das Kloster Ligugè gründete. Zehn Jahre später, wurde Martin gegen seinen Willen zum Bischof von Tours erhoben. Seine Missionsreisen beschränkte er nicht nur auf seine Diozöse, sondern erweiterte sie auf die Gebiete der mittleren Loire. Außerdem soll er Städte wie Paris, Vienne, Trier besucht haben.
Im Kloster Marmoutier lebten unter seiner Leitung 80 Jünger. Martin starb in Candes/Frankreich, im Jahr 397.
Sein größtes Werk war die Gründung der ältesten Klöster des Abendlandes. und er ist einer der ersten Bekenner, der kein Märtyrer war trotzdem fand er offiziell Einlass in den kirchlichen Kult 11 Vgl. Fontaine, Martin, 1427-1428; Happ, Martin, 11-17;
Kilian, Martin, 200-201; Seifert, Heilige, 240..

Der Aufbau der Vita

Die Vita Santi Martini  ist nach einem klassischen Konzept der Dreiteilung von Einleitung, Hauptteil, Schluss aufgebaut. Der erste Teil die Einleitung besteht wiederum aus zwei Kapitel; nämlich Widmung und Prolog11 Vgl. Albrecht, Martins Vita, 5..Die Widmung ist als Brief verfasst, den  Sulpicius Severus ein Wegbegleiter von Martin an einen gewissen Desiderius  geschrieben hat. Er betont in der Widmung, dass dieses Werk nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.  Der Grund dafür war, dass er bei etwaigen Lesern kein Missfallen oder  Kritik erregen wollte22 Vgl. Severus, Vita, 3..Er vergleicht die litararische Rhetorik der Vita mit der Sprache der Apostel, und findet in der Vita stilistischen Mängel.
Schauen wir uns das Ergebnis bei ihm selbst im Original an:
\glqq Das Reich Gottes gründet sich ja nicht auf Sprachkunst, sondern auf den Glauben. Sie mögen ferner daran denken, daß der Welt das Heil nicht von Denen verkündet wurde - wiewohl, falls dies von Nutzen gewesen wäre, der Herr auch das hätte bewerkstelligen können-, sondern von Fischern\grqq33 Severus, Vita, 5..
Mit dem zuvor angeführten Vergleich, der berufenen Fischer zu Aposteln untersteicht Sulpicius Severus seine Autorenfunktion. Sein Anliegen war, das Leben Martins so zu verkünden, wie es auch die nicht geschulten Fischer die Wahrheit und den christlichen Glauben verbreitet hatten. Dem Autor der Vita war auch klar, das es besser gewesen wäre, wenn er diese Aufgabe gewandten Stilisten übelassen hätte44 Vgl. Severus, Vita, 3.. Das Verständnis bei der Leserschaft wollte er mit dem Topos der Selbsterniederung erreichen. Seine \glqqwenig gepflegte Sprache\grqq55 Severus, Vita, 3. und mögliche Stilfehler stellt er bereits an den Anfang der Vita66 Vgl. Herkommer, Topoi, 52-53.. Sein Anliegen war, dass er das Wirken und die Wundertaten des Heiligen nicht in Vergessenheit geraten lassen wollte.
Das erste Kapitel ist ein Prolog, indem der Autor Sulpicius Severus die Lebensbeschreibung Martins aufgeschrieben hatte. Das Ziel war für Severus sicher zu stellen, dass das Leben von Martin von Tours   ein ewiges Weiterleben hat. Außerdem war es ihm wichtig, dass die christliche Botschaft, der Bescheidenheit und Nächstenliebe, durch diesen Heiligen, verkündet wird.
Der Hauptteil umfasst die Lebensbeschreibung Martins von Kindheit bis zur Bischofsweihe, sowie die Mirakel und Wunder, die Martin als Bischof vollbrachte.
Als Abschlusskapitel der Vita wurden die persönlichen Erfahrungen des Autor mit Martin geschildert.